Tajinasten sind imposante Erscheinungen und dabei könnte man es belassen. Wir schauen uns die Pflanzen aber mal genauer an und verraten dir, was Teneriffas berühmteste Pflanze so einzigartig und besonders macht. 

Die Pflanze

Tajinasten sind selten

Der Rote Teide Natterkopf war vom Aussterben bedroht – wegen Ziegen. Früher ließen Bauern ihre Ziegenherden im Sommer in den Cañadas weiden und die fraßen gern die Blätter der Tajinasten. Durch die Ernennung des Teide-Nationalpark im Jahr 1954 und des damit einhergehenden Verbots für Vieh- und Landwirtschaft in diesem Gebiet erholten sich die Bestände.

Heute gilt der Teide Natternkopf immer noch als selten, kommt aber lokal gehäuft vor. Die Gesamtgröße der einzelnen Populationen reicht von weniger als 10 bis zu mehr als 3000 Individuen.

Tajinasten sind Endemiten

Die Tajinaste rojo ist ein Endemit – eine Pflanzenart, die ausschließlich in einem abgegrenzten Bereich vorkommt.

Die riesige Rosettenpflanze wächst wild ausschließlich auf den Kanaren und dort nur in den Hochgebirgen. Das heißt: Tajinasten wachsen nur auf Teneriffa und La Palma, denn alle anderen kanarischen Inseln sind zu flach.

Von der Tajinaste rojo (Echium wildpretii) gibt es zwei Unterarten (auch Subspezies genannt, abgekürzt mit ssp.):

  • die rot blühende Unterart wächst im Teidebebiet und in kleinen Gebieten auf La Palma
    [Echium wildpretii ssp. wildpretii H. Pearson ex Hook.f.]
  • die rosa blühende Unterart wächst nur im Hochgebirge von La Palma
    [Echium wildpretii ssp. trichosyphon (Svent.) Bramwell]

Tajinasten sind Riesen-Rosettenpflanzen

Der Teide-Natterkopf ist eine Rosettenpflanze. Deren Kennzeichen sind Laubblätter, die dicht gedrängt am Stängelgrund stehen und so eine Rosettte bilden.

Rosettenpflanzen kennen wir auch aus Deutschland –  Löwenzahn und Primeln zum Beispiel. Im Unterschied zu den krautigen Arten des europäischen Festlands wachsen die verschiedenen Echium-Arten auf den Kanaren ausschließlich als mehrjährige Holzpflanzen oder Riesenstauden mit verdickten Pfahlwurzeln und einem kurzen Stamm. Deshalb werden sie auch als Rosettenbäume bezeichnet.

Zufallsentdeckung bei einer Wanderung, eine abgestorbene, rausgerissene Tajinaste. Gut zu sehen: die Pfahlwurzel.

Tajinasten haben ein intensives Leben 

Der Teide-Natterkopf wächst auf in der subalpine Hochgebirgszone von Teneriffa. Dort, in einer Höhe über 2000 Metern, herrscht ein raues Klima mit starken Temperaturschwankungen, intensiver UV-Strahlung, kräftigem Wind und geringen Niederschlagsmengen. Nur wenige Pflanzenarten können unter diesen extremen Bedingungen gedeihen. Der Teide-Natterkopf hingegen ist optimal an diesen Lebensraum angepasst.

Spektakulär sieht der Teide-Natterkopf die meiste Zeit seines Lebens nicht aus, zumindest langläufig betrachtet. Die lanzettförmigen Blätter wachsen nicht an einem Stängel, sondern in spiraliger Anordnung nah am Boden und bilden so eine Blattrosette.

Die Blätter können bis zu 50 cm lang werden und sind auf beiden Seiten mit unzähligen kleinen Härchen bedeckt (der Name der Pflanzenfamilie Raublattgewächse kommt ja nicht von ungefähr), was eine Anpassung an die Kälte, Hitze und Dürre ist. So schützen die Haare unter anderem vor direkter Sonneneinstrahlung und reduzieren den Wasserverlust der Pflanze – das ist in dieser Gegend besonders wichtig, denn es regnet oder schneit nur selten in den Cañadas.

Über mehrere Jahre wächst die Tajinaste in der harschen Umgebung des Teide und kann einen Durchmesser von bis zu einen Meter erreichen. Nach 4-6 Jahren, bei ungünstigen Umweltbedingungen auch erst nach fünf bis zehn Jahren, beginnt das Höhenwachstum des Stängels. Aus der Mitte der Rosette wächst die zentrale Knospe zu einem Stängel mit Blättern empor, die nach oben hin immer kleiner und schmaler werden. An der Stängelspitze bildet sich der einzelne, langkegelige Blütenstand mit tausenden von roten und nektarreichen Trichterblüten.

Die Blüte

Klotzen, nicht kleckern

Tajinasten blühen nur einmal – dafür aber mit bis zu 50.000 Blüten. Danach sterben die Pflanzen ab. Übrig bleiben unzählige Samen und die trockene Achse des Blütenstandes, die in der Sonne schnell ausbleicht und weiß wird.

Im Vergleich zu verwandten, mehrfach blühenden Arten, produzieren Tajinasten deutlich mehr Samen. Dies bietet einen Vorteil: Die extremen Umweltbedingungen am Teide führen zu einer hohen Sterblichkeit von Keimlingen und jungen Pflanzen. Durch die große Anzahl an Samen wird dieser Verlust ausgeglichen. Die massenhafte Blüte ist somit eine Anpassung an den unwirtlichen Lebensraum.

Wer bestäubt die unzähligen Blüten der Tajinaste rojo?

Zahlreiche Tiere werden vom Nektar der Tajinastenblüten angelockt. Die Bestäuber, die am häufigsten sind und du am häufigsten sehen kannst, sind Bienen – einheimische und eingeführte.

Die Blüten werden zudem von verschiedenen Schmetterlings- und Fliegenarten sowie von Eidechsen besucht.

Auch Vögel sind Bestäuber der Tajinaste rojo, so Wissenschaftler. Sie interpretieren das leuchtende Rot der Blüten sogar als eine Anpassung an Vogelbestäubung und konnten Kanarengirlitz, Blaumeise, Kanarenzilpzalp an den Blüten beobachten. Die drei einheimischen Vogelarten besuchten die Blüten vor allem zu Beginn der Blütezeit, also bevor die Frühjahrsblüte ihren Höhepunkt erreicht und bis zu 2.700 Bienenstöcke zur Honiggewinnung im Teide-Nationalpark aufgestellt werden. Und tatsächlich konnten wir einen nektar-schleckende Vogel an einer Tajinaste beobachten, aber leider nicht fotografieren, weil der kleine Vogel etwas kamarascheu war.

Einfach schön: Botanische Illustration der Tajinaste rojo

Der spanische Biologe und Botaniker Juan Luis Castillo hat eine wunderschöne botanische Illustration der Tajinaste rojo angefertigt.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Weitere Informationen

Botanische Illustrationen haben eine lange Tradition und waren vor der Erfindung der Fotografie die einzige Möglichkeit,  Pflanzenarten  und ihre charakteristischen Merkmale festzuhalten.

Teile diesen Teneriffa Tipp!