Es gibt einen neuen Wanderweg im Teide-Nationalpark, der dich zu einem der beeindruckensten Naturwunder der Insel führt: „El Patriarca“, der Patriach. Dieser mehr als 1000 Jahre alte, knorrige Zedern-Wacholder steht als einziger Baum weit und breit mitten in einer kargen, bizarren Lavalandschaft und gehört zu den ältesten Bäumen in Europa.
Noch hat der neue Wanderweg im Teide-Nationalpark keinen offiziellen Namen oder eine Nummer, ist jedoch gut markiert und leicht zu finden. Zu Beginn verläuft der Weg sanft ansteigend über die farbig leuchtenden Bimssteinfelder an den Minas de San José, wird kurz etwas steiler und verläuft dann nahezu eben durch Vulkanfelder mit tiefschwarz leuchtenden Obsidianströmen bis hin zum versteckten Baum.
Was für ein Kontrast oder wie Jens während der Wanderung sagte “da schlägt das Geologenherzchen höher”. Da kann ich nur hinzufügen: das Botanikerherz auch!
Der Wanderweg startet an den Minas de San José ...
ist einfach zu laufen und führt dich durch ...
funkelnde Obsidianströme zum Patriarchen.
Wanderung zum Patriarchen – das Wichtigste im Überblick
- Hin- und Rückwanderung
- Dauer: ca. 30 min Gehzeit
- Länge: 1,6 km
- Höhenmeter: 30 ↗ 30 ↘
- Anforderung: ✭✰✰✰✰
- Kondition: geringe Anforderung aufgrund der wenigen Höhenmeter. Aber vergiß nicht, du spazierst hier auf über 2300 m Höhe.
- Technik: leicht, es gibt einen markierten Weg über leicht begehbares Gelände
- Ausrüstung: einmal Zwiebellook bitte
Je nach Jahreszeit und aktuellem Wetter kann es im Teide-Nationalpark kalt bis ziemlich warm sein. Eine Kopfbedeckung ist sinnvoll, da es hier keinen Schatten gibt. - beste Jahreszeit: ganzjährig
Ausgenommen im Winter, wenn Schnee auf dem Teide liegt, denn dann kannst du die Wegmarkierung nicht sehen. - Wasserversorgung und Einkehrmöglichkeiten: keine
also an genügend Wasservorräte und Proviant denken - Anreise: per Bus oder PKW zum Parkplatz Minas de San José.
Parken auf dem öffentlichen, kostenlosen Parkplatz
GPX-Track zum nachwandern
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Der Patriarch des Teide
… ist ein Zedern-Wacholder
Das Baumwunder im Teide-Nationalpark ist ein Zedern-Wacholder, eine seltene und gefährdete Pflanzenart. Zedern-Wacholder werden im spanischen Cedro und wissenschaftlich Juniperus cedrus Webb. & Berthel genannt.
Zählungen, die zwischen 2004 und 2009 durchgeführt wurden, konnten insgesamt nur noch 600 Exemplare des Kanarischen Wacholder nachweisen. 200 davon auf Teneriffa.
Die immergrünen Bäume aus der Familie der Zypressengewächse, kommen nur auf Teneriffa, La Palma, La Gomera und Gran Canaria sowie in einer Unterart auf Madeira vor. Sie wachsen in den zerklüfteten und steilen Höhenlagen der 5 Inseln auf Böden und Gesteinen vulkanischen Ursprungs und werden bis zu 15 m hoch. Und sie sind selten geworden.
Auf Teneriffa wachsen Zedern-Wacholder an der Waldgrenze (2.200 m), eine Zone, die sich durch geringe Niederschläge und große tageszeitlichen Temperaturschwankungen auszeichnet.
… ist uraltes Naturwunder
Der einsam stehende Zeder-Wacholder „El Patriarca“ hat einen extrem unregelmäßigen, verdrehten Stamm und eine grüne Baumkrone. Eigentlich sind es sogar zwei Stämme, die aus der gleichen Basis wachsen. Wegen seines ehrwürdigen Aussehens nennen die Einheimischen den Baum “El Patriarca” – den Patriarch. Eigentlich müsste es die Matriarchin heißen, denn es ist ein weiblicher Baum. Und der produziert trotz seines Alterns noch erstaunlich viele beerenförmige Zapfen, die Wacholderbeeren, die die Samen enthalten.
Gut zu sehen und geschützt: der 1000-jährige Kanaren-Wacholder am Teide.
Schon lange wurde vermutet, dass der Patriarch einer der ältesten Bäume in ganz Europa sein könnte. Um das nachzuweisen, entnahmen Forschende Holzproben und bestimmten das Alter so genau wie möglich mit der C14 Methode. Das Ergebnis: dieser Baum ist mindestens 1100 Jahre alt und damit tatsächlich einer der ältesten Europas!
… ist ein Überlebenskünstler
… umgibt ein ungelöstes Rätsel
Es gibt Hinweise darauf, dass der Kanaren-Wacholder im heutigen Gebiet des Teide-Nationalparks früher reichlich vorhanden war. Die Art wurde jedoch im Laufe der Zeit durch menschliche Aktivitäten aus den flachen Gebieten ausgerottet und stand auf Teneriffa kurz vor dem Aussterben. Alte Exemplare des Kanaren-Wacholder sind nur noch auf steilen Felsen und für Menschen und Vieh unzugängliche Gebieten zu finden.
Fast! Denn der Patriarch steht in einem leicht zugänglichen Gebiet, das über Jahrhunderte stark durch Viehherden und Menschen beansprucht wurde – zunächst von den Ureinwohnern und später von den Europäern.
Wie es dem Patriarchen gelungen ist, all das zu überstehen, bleibt bis heute ein Rätsel!
Tiere helfen bei der Wiederansiedlung
Der Kanaren-Wacholder ist Teil der urzeitlichen Ökosysteme der Insel Teneriffa, aber derzeit gibt es nur noch wenige Bäume. An den unzugänglichen Berghängen gibt es ein paar Exemplare, die den Druck durch Mensch und Tier überlebt haben und mehrere hunderte Jahre alt sind. In den flachen Bereichen dagegen etabliertet sich der Kanaren-Wacholder erst wieder seitdem der Teide-Nationalpark geschaffen und ein Verbot von Ziegenherden und die Mufflonkontrolle eingeführt wurde.
Tiere helfen bei der Wiederansiedlung des Kanaren-Wacholder. Während die Eidechsen (Gallotia galloti) die Beeren fressen und die enthaltenen Samen vor allem in der Nähe verbreiten, bringen Vögel die Samen auch in weiter entfernte Gebiete. Lange war der Kolkrabe (Corvus corax) der einzig bekannte Vogel, der die Samen des Cedro verbreitete. Der aber wurde immer seltener und verschwand in den frühen 1990er Jahren aus dem Teide-Nationalpark.
Auch wenn sie noch so niedlich vor dir stehen: bitte füttere Kolkraben nicht. Kekse, Chips und Co sind nicht artgerecht und halten die Kolkraben davon ab, was sie eigentlich machen sollten – Früchte fressen und Pflanzensamen verbreiten.
Gern gesehene Überwinterer aus dem Norden (+ Video)
Vor einigen Jahren entdeckten Forscher, dass es eine zweite Vogelart gibt, der die Beeren des Kanaren-Wacholder hervorragend schmecken und dabei die Samen erfolgreich verbreiten: die Ringdrossel (Turdus torquatus), auch Alpenamsel genannt. Wie? Das zeigt dieses wunderbare Video:
Ringdrosseln leben normalerweise in den Bergen und alpinen Regionen der Alpen, Skandinaviens und Schottlands. Doch im Winter zieht es viele von ihnen in den Süden, vor allem nach Nordwestafrika, wo sie im Saharaatlas auf trockenen, kargen Hängen mit Wacholderwäldern überwintern.
Auch auf Teneriffa trifft man ab Mitte November auf Ringdrosseln. Hier spielen sie eine wichtige Rolle bei der Verbreitung des Kanaren-Wacholders. Sie fressen die fleischigen Wacholderzapfen, und die hartschaligen Samen passieren unversehrt ihren Verdauungstrakt, bevor sie mit dem Kot ausgeschieden und so über weite Strecken verteilt werden. Im März /April fliegen die Ringdrosseln zurück in ihre nördlichen Brutgebiete.
Quellen und weiterführende Links
- https://riull.ull.es/xmlui/bitstream/handle/915/18134/AAAResearch2014b.pdf?sequence=1&isAllowed=y
- https://rodin.uca.es/bitstream/handle/10498/30575/Rumeu%20etal%202011_IUCN_Jcedrus.pdf?sequence=1&isAllowed=y
- https://rodin.uca.es/handle/10498/30575
- https://euroveg.org/download/evs/28/EVS-2019-Madrid-Abstracts-and-Programme.pdf
- https://artenschutz.naturschutzinformationen.nrw.de/artenschutz/de/arten/gruppe/voegel/kurzbeschreibung/103101https://www.zobodat.at/pdf/Vogelwarte_18_1955_0022-0024.pdf
- https://birdsoftheworld.org/bow/species/rinouz1/cur/introduction
- https://www.researchgate.net/publication/232687345_The_Key_Role_of_a_Ring_Ouzel_Tardus_torquatus_Wintering_Population_in_Seed_Dispersal_of_the_Endangered_Endemic_Juniperus_cedrus_in_an_Insular_Environment