Die kleine Hafenstadt Garachico liegt an der Nordwestküste von Teneriffa, wurde 2021 zu einer der schönsten Kleinstädte Spaniens gekürt und bietet zahlreiche Sehenswürdigkeiten.

Obwohl es heute auf den ersten Blick nicht so aussieht: Garachico war früher der wichtigste Hafen der Insel – bis 1706 ein Vulkan ausbrach, der den Großteil der natürlichen Hafenbucht verschüttete und die wohlhabende Stadt in Brand setzte.

Die meisten der im 16. und 17. Jahrhundert errichteten Herrenhäuser, Klöster und Kirchen im Stadtkern wurden nach der Katastrophe wieder aufgebaut und sind heute ebenso gut erhalten wie sehenswert. Durch einen der Lavaströme, die ins Meer flossen, entstand ein kleiner Meeresarm und damit das berühmte Meerwasser-Schwimmbecken der Stadt: El Caletón.

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Blick auf die Altstadt von Garachico auf Teneriffa.

Der historische Stadtkern von Garachico liegt auf einer Landzunge direkt am Meer, unterhalb und umgeben von einer alten Steilküste.

Die Geschichte von Garachico

Gründung von Garachico und Aufstieg zum wichtigsten Handelshafen der Insel

Die Gründung von Garachico geht auf das Jahr 1496 zurück, dem Jahr der Eroberung Teneriffas durch die Spanier. Als erster Bewohner und Gründer der Stadt gilt Cristóbal de Ponte. Der aus Genua stammende Bankier war einer der Geldgeber des Eroberers Alonso Fernández de Lugo. Im Jahr 1487 erhielt de Ponte große Landflächen auf Teneriffa – wahrscheinlich als Zahlung für persönliche Schulden von de Lugo. Darunter: Ländereien im unterworfenen Guanchen-Königreich Daute. Schon kurze Zeit danach ließ sich de Ponte dort nieder, errichtete ein Haus auf seinen Ländereien und gründete somit 1499 die Stadt und den Hafen von Garachico.

In der Region um Garachico gab es alles, was die spanischen Eroberer begehrten: zahlreiche Quellen, fruchtbares Land und Wald. Vor allem aber eine natürliche Bucht, die weitestgehend vor Wind und Wellen geschützt war.  Diese Bucht war eine der wenigen Stellen an der rauen, stürmigen Nordküste Teneriffas, an der Schiffe ankern konnten. Bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde diese Ankerbucht zum Hafen von Garachico ausgebaut. Und um den Hafen entwickelte sich schnell eine Stadt, die der Eroberer de Lugo bereits Anfang des 16. Jahrhunderts zur Hauptstadt von Daute erklärte.

Mehr und mehr Kaufleute und Siedler ließen sich Garachico nieder. Die Stadt entwickelte sich weiter und erlangte rasch schnell Berühmtheit und Reichtum. Nicht einmal 100 Jahre nach der Eroberung, genauer im Jahr 1588, zeigte ein Stadtplan bereits ein voll entwickeltes städtisches Netz mit Straßen, Plätzen und Gebäuden aller Art. Die Stadt hatte einen fächerförmigen, an das flache Lavadelta angepassten Grundriss und gruppierte sich um drei bogenförmige Straßen. Gezeichnet wurde der Plan von Leo-Nardo Torriani, ein Ingenieur des spanischen Königs Philipp II.

Garachico Torriani 1590

Ansicht der Stadt Garachico auf Teneriffa, dargestellt Ende des 16. Jahrhunderts durch Leonardo Torriani, Public domain, via Wikimedia Commons

Im zentralen Bereich der Stadt siedelten sich die einflussreichen Familien und Großgrundbesitzer an: in der Nähe der Anbauflächen und mit den besten Bedingungen für die Wasserversorgung. Vor allem aber weit entfernt vom stürmischen Meer. Hier wurden die prächtigsten Gebäude und die öffentlichen Einrichtungen errichtet. Dahinter, zu den Klippen gelegen, lagen die Acker- und Weideflächen der Stadt. Davor, im potentiell gefährlichen Küstenstreifen siedelten sich Einheimische, Handwerker, Händler und Seeleute in ärmlichen Häusern an.

Als günstigster Liegeplatz an der gesamten Nordküste Teneriffas und aufgrund seiner Nähe zum landwirtschaftlichen Zentrums der Insel, wurde der “Puerto de Garachico” in seiner wirtschaftlichen Blütezeit im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert zum wichtigsten Hafen der Insel und es entstand ein ein bedeutender Handelsverkehr mit Europa, Amerika und Afrika.

Ende des 17. Jahrhunderts gab es in Garachico zahlreiche Herrenhäuser, eine Festungsanlage, zwei Kirchen, ein Krankenhaus,  fünf Klöster und mehrere Eremitas.

Woher kommt der Name Garachico?

Die Stadt Garachico hat ihren Namen von einem kleinen vorgelagerten Felsen im Meer, der übersetzt “Kleine Insel” heißt.

(I)gara geht auf die Sprache der Guanchen zurück und bedeutet Insel. Die Eroberer hängten bei der Gründung des Ortes noch den spanischen Begriff “chico” – klein – an.

Die Unglücke von Garachico

Nach der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts traf Garachico eine Reihe von Naturkatastrophen:

  • ein schweres Unwetter mit starker Brandung beschädigte 1559 die Stadt und insbesondere den Hafen
  • die Pest wütete in den Jahren 1601- 1606
  • die Flut von San Dámaso: mehrere Tage hatte es in den Bergen oberhalb von Garachico so stark geregnet, dass der Boden kein Wasser mehr aufnehmen konnte und sich gewaltige Wasseransammlungen bildeten. Am 11.12.1645 kam es zu einem gewaltigen Erdrutsch, der auf Garachico hinunter stürzte. Es wird geschätzt, dass dabei mehr als hundert Menschen starben und achtzig Häuser zerstört wurden. Die Schlammlawine aus Erde, Steine und Felsen traf auch die Hafenbucht, wo sie den Hafen verschlammte und mehr als vierzig ankernde Boote zerstörte.
  • Heuschreckenplage 1659
  • zwei Stadtbrände zerstörten in den Jahren 1692 und 1697 mehr als 110 Häuser und ein Kloster.

Der Vulkan, der die Geschichte von Garachico änderte

Am 5. Mai 1706 traf Garachico das größte Unglück, das das Leben seiner Bewohner dramatisch veränderte und den Reichtum der Stadt beendete.

Eine Stunde vor dem Morgengrauen, nach einer Nacht voller Erdbeben, brach der ca. 6 km entfernte, oberhalb der Stadt gelegene Vulkan Trevejo aus. Noch am gleichen Tag stürzten Lavaströme die Steilklippe La Culata hinunter und verschütteten große Teile des Hafens, ließen die Stadt aber unbehelligt.

Eine Woche später, am 12. Mai gab es eine rund dreistündige totale Sonnenfinsternis. Was die Bewohner aber so richtig in Panik versetze und zur Flucht veranlasste: es bewegten sich erneut Lavazungen von oben auf die Stadt zu. Die gewölbte Form der hinter der Stadt liegenden Steilwand führte dazu, dass sich große, glühende Lavakugeln bildeten, einige davon hatten einen Durchmesser von mehreren Metern. Diese Lavakugeln bewegten sich sogar noch schneller als die Lavafront durch Garachico und fielen schließlich im Hafenbereich ins Meer. Nur wenige Häuser wurden durch die Lava direkt geschädigt, aber fast die gesamte Stadt brannte ab.

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Gemälde des Vulkanausbruchs von 1706. Óleo de Ubaldo Bordanova. Privatsammlung. 1898. Aus: Carmen Romero-Ruiz, Esther Beltrán Yanes El impacto de las coladas de 1706 en la ciudad de Garachico.

Der Vulkanausbruch hatte enorme Auswirkungen auf die Bevölkerung, sowohl unmittelbar als auch langfristig. Es gab zwar keine Todesopfer und viele Einwohner kehrten nach dem Ausbruch in die Stadt zurück.  Weil aber der Hafen für den Handelsverkehr verloren und somit die wirtschaftliche Situation mehr als schwierig war, zog letztendlich ein Großteil der Bevölkerung in die umliegenden Gebiete (Icod de Los Vinos, La Orotava, Puerto de la Cruz). In der Hoffnung auf ein besseres Leben, wanderten sogar ganze Familien nach Amerika aus. In nur einem Jahr verlor Garachico so rund 75 % seiner Bevölkerung (von 1600 Einwohner im Jahr 1706 auf 400 Einwohner im Jahr 1707).

Das wenige, das der Vulkan nicht zerstörte

Nur wenige Gebäude überlebten die Lava und das Feuer des schicksalsträchtigen Vulkanausbruchs von 1706. Die Festigungsanlage Castillo San Miguel und das Eingangstor zum Hafen La Puerta de Tierra, gelten als einzige architektonische Überbleibsel des alten Hafens.

Ein Gebäude, das aus der Zeit vor dem Vulkanausbruch übrig blieb, ist das ehemalige Kloster von Santo Domingo de Guzmán.  Es befindet sich auf einer Anhöhe im Westen der historischen Stadt und entging so den zerstörerischen Lavaströmen.

Quellen und weiterführende Links
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