Wo stehen die meisten Mandelbäume auf Teneriffa?

Mandelbäume wachsen vor allem im Südwesten von Teneriffa: die Gemeinden Santiago del Teide, Guía de Isora, Vilaflor, Granadilla und Arafo sind übersät mit Mandelbäumen, die unregelmäßig über das Land verteilt sind.

Es ist Frühling: die blühenden Mandelbäume legen einen rosa Schimmer über die Hochebene von Santiago del Teide. Mandelbäume wachsen auf Teneriffa hauptsächlich auf der Südseite der Insel, also außerhalb des direkten Einflusses der Passatwinde und des Wolkenmeeres.

 

Der Südwesten von Teneriffa bietet die idealen Bedingungen für den Anbau von Mandelbäume: eine Durchschnittstemperatur von 20 °C und geringe Niederschlägen, die sich vor allem auf die Herbst- und Wintermonate konzentrieren. Andere Obstbäume vertragen die Trockenheit des Südens nicht so gut. Mandelbäume und Feigenbäume gehören zu den wenigen Obstbäume, die im trockenen Südwesten Teneriffas wachsen können.

Die meisten Mandelbäume werden übrigens ab 700 m über dem Meeresspiegel angebaut. Sie stehen vor allem an wenig ertragreichen und schwer zugänglichen Standorten. Mandelbäume werden als ergänzende Kulturpflanze betrachtet, die den bevorzugten Kulturen wie Kartoffeln oder Gemüse nicht den Platz wegnehmen sollen.

Alle Infos zur Mandelblüte findest du in unserem Artikel
➝‬ Mandelblüte auf Teneriffa: Beste Reisezeit, Orte und Wanderungen

Seit wann gibt es Mandelbäume auf Teneriffa?

Mandelbäume haben auf Teneriffa eine lange Tradition. Die Ureinwohner Teneriffas, die Guanchen, kannten diesen Obstbaum allerdings noch nicht. Denn erst nach der Eroberung Teneriffas im Jahr 1496 brachten europäischen Siedler die Mandelbäume mit auf die Insel. Meist wird das 18. Jahrhundert als der Zeitraum genannt, in dem Mandelbäume auf Teneriffa etabliert wurden. 

Erste Hinweise auf die Einführung von Mandeln auf Teneriffa finden sich aber bereits früher. So zum Beispiel in einem Dokument aus dem Jahr 1523, also nur 27 Jahre nach der Eroberung der Insel. Dort ist zu lesen: Juan de Castañeda, Gartenbauer […] Er verpflichtet sich, auf dem Landgut [gemeint sind die Ländereien im „término de Tegueste“ auf der Insel Teneriffa] 100 Fuß Mandelbäume, 15 Fuß Maulbeerbäume und so viele Quitten-, Pfirsich- und Pflaumenbäume zu pflanzen, wie er kann […]

Wie viele Mandelsorten gibt es auf Teneriffa?

Mandelbaum ist nicht gleich Mandelbaum. Je nach Lage und Mikroklima wachsen auf Teneriffa Mandelbäume mit unterschiedlichen Eigenschaften wie Blütenfarbe, Blüjzeitpunkt und Geschmack der Mandelkerne.

Bekannte traditionelle Mandelsorten aus Teneriffa sind die Amendra de varita, Almendra malagueña und die Almendra mollar.

Teneriffas traditionelle Mandelsorten entstanden durch die geschickte Auswahl von Mandelbäumen, die vermehrt und erhalten werden sollten. So entstanden im Laufe der Jahrhunderte Sorten , die perfekt an die natürliche Umgebung der Kanarischen Inseln angepasst sind.

Die traditionellen Mandelsorten sind ein wichtiger Bestandteil der lokalen einheimischen Biodiversität. Um diese zu erhalten, lagern derzeit 16 verschiedene Mandelsorten aus Teneriffa in den Genbanken des CCBAT, dem Zentrum für die Erhaltung der landwirtschaftlichen Biodiversität auf Teneriffa.

Unter den kommerziellen Sorten sind die sehr früh blühende Mandelsorte Desmayo Largueta, die durchschnittlich Anfang Februar in voller Blüte steht und die spät blühende Ferragnes, die rund 28 Tage später und damit Anfang März voll erblüht ist.

Warum sind Mandelbäume auf Teneriffa so bedeutend?

Mandelbäume (almendros) gehören seit Jahrhunderten zur Landschaft und Kultur der Medianías im Südwesten Teneriffas. Früher waren Mandeln (almendras) für viele Bewohner des Südwestens das wichtigste, wenn nicht sogar das einzige Mittel zum Lebensunterhalt.

Ab dem 19. Jahrhundert, nach dem Niedergang des Chochenilleanbaus, wurde der Mandelbaum für viele Menschen in den trockenen Regionen im Südwesten und im Hochland im Süden von Teneriffa zur Lebensgrundlage. Sie bauten Mandeln zur Selbstversorgung an und stellten in ihren Häusern Süßigkeiten aus den Mandelkernen her, die sie auf Märkten und in Geschäften verkauften. Aber auch andere Teile des Mandelbaums wurden genutzt: das Holz zur Herstellung von Kohle, die Mandelschalen zur Verbesserung der Ackerböden bzw. als Brennstoff für die Kamine, um die Häuser zu heizen.

Besonders in Dürre- und Mangelzeiten waren die Mandeln von Bedeutung, da sie energiereich, vielseitig nutzbar und lange haltbar sind. Mandeln waren ein wichtiger Bestandteil der Ernährung und finden sich noch heute in vielen traditionellen Gerichten wieder – von der pikanten roten Mojo über Mandeltorte bis hin zum süßen Nachtisch Bienmesabe.

Ein Feld mit blühendem Mandelbaum und blattlosen Feigenbäumen, die im trockenen Südwesten Teneriffas für den Lebensunterhalt vieler Familien wichtig waren und häufig für den Eigenbedarf angebaut wurden.

Noch im 20. Jahrhundert spielten Mandeln eine wichtige Rolle für die Wirtschaft der Insel. In den 1940 und 50er Jahren erreichte der Mandelanbau auf Teneriffa seinen Höhepunkt. Die Mandeln wurden auf andere Inseln, nach Großbritanien und in die Vereinigten Staaten exportiert. Später jedoch bekamen sie Konkurrenz durch die billigeren Mandeln von den großen Plantagen in Kalifornien oder der spanischen Halbinsel.

Heute gibt es immer weniger bewirtschaftete und gepflegte Felder, auf denen Mandelbäume angebaut werden. Auf Teneriffa wurden im Jahr 2021 auf rund 33 Hektar noch Mandelbäume angebaut. Verlassene Felder und verwilderte Mandelbäume werden immer mehr.

Mandeln – eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt

Der Mandelbaum (Prunus dulcis) ist ein kleiner Obstbaum, der normalerweise um die 4-5 Meter hoch wird. Klein, aber zäh und genügsam: er verträgt Hitze und übersteht sogar Trockenperioden. Mandelbäume werden vor allem für ihre Früchte angebaut. Deren essbaren Samen, die Mandelkerne oder kurz Mandeln, werden als Nahrungsmittel und in der Kosmetik genutzt. Botanisch gehört der Mandelbaum, der im Frühjahr weiß bis rosafarbene Blüten und erst danach länglich-lanzettlichen, sommergrüne Blätter trägt, in die große Familie der Rosengewächse (Rosaceae) und zur gleichen Gattung wie Pflaume, Kirsche, Pfirsich und Aprikose.

Die Mandel ist eine der ältesten Arten, die vom Menschen domestiziert wurde – bereits in der frühen Bronzezeit (3000-2000 v. Chr.) wurden Mandeln im Nahen Osten zielgerichtet als Nutzpflanze angebaut. Ursprünglich stammt die kultivierte Süßmandel von wilden Mandelarten ab, die in den trockenen Bergregionen Zentral-bis Westasiens wuchsen. Mit der Auslese des süßen Typs begann die Domestizierung der Mandel. Wilde Mandeln sind bitter und der Verzehr einer relativ kleinen Anzahl von Nüssen kann tödlich sein. Wie der Mensch den süßen Typ auswählte, bleibt ein Rätsel. Auch der wilde Vorfahre der Mandel ist unter den vielen wilden Mandelarten nicht richtig identifiziert worden.

Proben aus dem Grab des Königs Tutanchamun und aus antiken Schiffswracks im östlichen Mittelmeer zeigen, dass Süßmandeln bereits um 1000 v. Chr. gehandelt wurden und entlang der Handelsrouten, so zum Beispiel der Seidenstraße, weit verbreitet waren. In der Antike brachten Ägypter, Griechen und Römer Mandelbäume im gesamten Mittelmeerraum, nach Nordafrika und Südeuropa.

Quellen und weiterführende Links

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