Auf Teneriffa herrscht ein wunderbares Klima, aber kein perfektes: regelmäßig gibt es Warnungen vor einer  „Calima“. Doch was ist damit gemeint? Wir haben die Infos, was hinter diesem Wetterphänomen steckt und welche Auswirkungen eine Calima auf deinen Urlaub hat.

Was ist eine Calima?

Calima ist ein Wetterphänomen, für das hohe Temperaturen plus Wüstenstaub charakteristisch ist.

Diese Wetterlage tritt nur vereinzelt auf, denn normalerweise bestimmt der Nordostpassat das Wetter auf Teneriffa, bringt saubere Atlantikluft mit sich und schützt vor der Hitze des nah gelegenen Afrikas.

Manchmal aber schwächt sich der kühlende Passatwind ab und trockener, warm bis heißer Wind aus der Sahara erreicht die Kanaren, der feinen Wüstenstaub mitbringt (auch wenn es strenggenommen Calima-Wetterlagen ohne Staub gibt).

Was passiert bei Calima?

Zwei gute Nachrichten vorweg: erstens sind starke Calima die Ausnahme. Und zweitens erreicht der Saharastaub Teneriffa meistens in Höhen oberhalb von 5000 Metern. Der Einfluss auf uns Menschen ist dann eher gering. In der Höhe wirkt sich die Wetterlage hauptsächlich auf die Wolkenbildung und Himmelsfärbung aus.

Wenn eine Calima aber die niedrigeren Regionen von Teneriffa erreicht, wird es dort plötzlich deutlich heißer und nebelig-dunstig. Bei starker Calima kann es sogar sein, dass du nur wenige 100 Meter mehr weit schauen kannst und deine Umgebung in ein rötlich-oranges Licht getaucht ist. Die Temperaturen können bei einer Calima auf über 40°C am Tag klettern und auch nachts kühlt es sich nicht merklich ab.

Der trübe Nebeldunst einer Calima ist aber nicht feucht, so wie wir das von Nebel aus Deutschland kennen, sondern trocken. Die Sicht wird nämlich nicht von Nebel=Wassertröpfchen, sondern durch feinsten orangen Saharastaub beeinträchtigt. Das findet sich auch im anderen lokalen Namen für die Calima wieder, der „bruma seca“ = trockener Nebel lautet.

Wie wirkt sich Calima auf den Körper aus? 

Die Hitze und der Feinsstaub in der Luft bei einer Calima können zu verschiedenen Beschwerden führen.

Bei einer starken Calima können die Atemwege durch die trockene Luft austrocknen und das Atmen erschweren. Das kann bei Allergikern, Asthmatikern und Lungenkranken zu ernsteren Problemen führen. Auch ältere Menschen und Kinder können empfindlich auf die Hitze und den Saharastaub reagieren.

Häufig kommt es bei Calima zu einem Sonnenbrand. Auch wenn der Himmel trüb ist, solltest du nicht auf Sonnenschutz verzichten. Denn die Staubpartikel reflektieren die UV-Strahlung und können bei empfindlichen Personen zu einer ordentlichen Hautrötung führen (aus Unwissenheit schmerzhaft getestet).

Das solltest du bei Calima beachten

wenn hohe Staubkonzentrationen in der Luft liegen, solltest du

  • dich möglichst wenig draußen aufhalten
  • viel trinken
  • auf anstrengende körperliche Aktivitäten wie Sport oder Wanderungen verzichten!

Hier findest du die aktuelle Luftqualität für Teneriffa

Wie häufig gibt es Calima auf Teneriffa und wie lange dauert sie?

Calima kann zwischen 10-15 Mal im Jahr vorkommen, wobei die Häufigkeit in den letzten Jahren zugenommen hat. Üblicherweise ist die Calima in den Wintermonaten häufiger.

Normalerweise dauert die Calima  2-3 Tage. In seltenen Fällen bleibt diese Wetterlage und die Staubwolke aber auch bis zu 14 Tagen bestehen.

Calima: verkehrte Temperaturen, Fakten und Phänomene

  • Verkehrte Temperaturverhältnisse: Normalerweise nimmt die Temperatur pro 100 Höhenmetern um rund 0,5 bis 1° C ab. In den Bergen ist es also kälter als in den unteren Lagen. Nicht so bei Calima. Da bleiben die Küstenlagen kühler als die Höhenlagen. Zum einen, weil das Meer die unteren Luftschichten ein wenig abkühlt und zum anderen, weil die heiße Luft besonders häufig die Höhenlagen ab 500-1000 Metern trifft.
  • im Spanischen heißt es la Calima (Endung auf a, also weiblich). Dementsprechend verwende ich in diesem Artikel auch im Deutschen den weiblichen Artikel. Auch wenn die wörtliche Übersetzung „der Dunst“ lautet.
  • Mit der Calima können Tiere auf die Kanarischen Inseln befördert werden: Darunter verschiedene Vogelarten, Heuschrecke und Libellen, wie der Naturforscher und -Fotograf Juan José Ramos Melo aus Los Silos in einem Zeitungsartikel berichtet.
  • Während der Calima und insbesondere in den eh schon trockenen Sommermonaten gilt: Es herrscht erhöhte Brandgefahr, offenes Feuer ist unter Strafe verboten. Auch achtlos weggeworfene Zigarettenkippen und Scherben von Glasflaschen können leicht verheerende Brände verursachen
  • Lässt die Calima nach, kommt häufig Regen: Die feinen Staubpartikel der Calima können Feuchtigkeit anziehen und so als Kondensationskern für Wolken dienen. Hier ein Video über die Wolkenbildung über dem Teide.

Calima: im Winter staubiger, im Sommer heißer

Auf den Kanarischen Inseln gibt es zwei Saisons für Calima, eine im Winter und eine im Sommer:

Im Winter (November bis März) kommt der Saharastaub vor allem mit Calima-Winden nach Teneriffa. Sie entstehen, wenn die normalerweise in (Süd)Ost-Richtung pustenden Winde Afrikas nach Nordwesten umgelenkt werden.

Diese Winde unterbrechen den Einfluss des zumeist vorherrschenden Nord-Ostpassat und leiten Staub in geringen Höhen (0 – 1500 m) zu den in Strömungsrichtung liegenden Kanaren, wie dieses eindrucksvolle Video zeigt. 

Calima im Winter sind nicht unbedingt mit hohen Temperaturen verbunden, aber häufig gesellt sich ein stürmischer Wind dazu.

Im Sommer wird der Staub vor allem über die Sahara-Luftschicht transportiert. Diese warme, trockene und staubige Luftschicht bildet sich typischerweise zwischen dem späten Frühling und frühen Herbst über der Sahara. Ihren Höhepunkt hat sie im Sommer, meist zwischen Ende Juni bis Ende August. Die Sahara-Staubwolke befindet sich meist zwischen 1.500 und 6.000 Metern hoch in der Atmosphäre und kann sich sich von Nordafrika bis in subtropische und tropische Breiten ausdehnen.

Im  Sommer transportieren Winde die Sahara-Staubwolke in der Höhe von der westafrikanischen Küste weg, über den Atlantik bis nach Südamerika. Auf diesem Weg Richtung Westen liegen die Kanarischen Inseln. Liegt die Staubwolke so in der Atmosphäre, dass sie die Höhenlagen von Teneriffa trifft, kann es im Juli, August und September zu Staubereignissen kommen.

Ab und zu erreicht die warme Sahara-Luftschicht auch die niedriger liegenden Gebiete von Teneriffa. Das ist dann für jeden deutlich zu spüren, plötzliche Hitze macht sich breit und die Staubpartikel trüben die Sicht –  der Atem der Sahara hat Teneriffa erreicht.

Süden oder Norden – welche Seite ist stärker von Calima betroffen?

Calimas strömen von Nordafrika aus über die Kanaren hinweg. Damit trifft die staubhaltige Luft vor allem die südlichen und östlichen Gebiete Teneriffas, wie dieses Satellitenbild der NASA sehr schön zeigt.

Der 3715 Meter hohe Teide und die Bergrücken des Teno-Gebirges können als eine natürliche Barriere fungieren, so dass die Luftströmung ein klein wenig abgelenkt wird und der im Windschatten liegende Nordwesten Teneriffas weniger stark von der Staubbelastung betroffen ist.

Als ausgleichende Gerechtigkeit kann es aber in bestimmten Gegenden des Nordens noch etwas heißer werden als im Süden. Das liegt daran, dass die heiße Luft auf die Süd- und Ostseite Teneriffas trifft, an den Bergen aufsteigt und auf der anderen Seite wieder abfällt. Dabei erwärmt sie sich und die eh schon warme Luft wird entsprechend noch heißer. Diesen Effekt kennst du vielleicht aus dem Alpenraum als „Föhn“.

Extra-Wissen zum Calimastaub

Wie kommt der Staub in die Luft und wo passiert das?

Afrika ist die größte Quelle für Mineralstaub weltweit. Täglich werden in der Sahara Tonnen von Sandstaub aufgewirbelt. Dies geschieht zum einen durch starke Winde, die den Wüstensand in die Luft heben. Zum anderen führen die hohen Temperaturen in der Sahara dazu, dass die vom Boden aufsteigende heiße Luft Sandstaub mitreißt.

In beiden Fällen fallen die dickeren und schwereren Sandkörner wieder zu Boden, aber die klitzekleinen und feinen Staubpartikeln steigen in höhere Luftschichten auf. Schließlich befindet sich der Staub dann in Höhen zwischen 1500 bis 6000 Metern, wo er bis zu 6 Monate herumschweben und die sogenannte Sahara-Staubwolke bilden kann.

Forschende zeigten, dass die Bodélé-Depression in der Republik Tschad die Hauptquelle von Saharastaub ist. Der Staub, der die Kanarischen Inseln befällt, kommt aber aus einem anderen Gebiet. Er stammt hauptsächlich der Westsahara und Teilen Mauretaniens, Algerien und Marokko.

Wie kommt der Staub aus der Luft zurück zum Boden?

Die feinen Staubkörner sind kleiner als 80 µm, liegen in der Sahara-Staubwolke fein verteilt vor und können lange in der Höhenluft verbleiben. Lässt die Windströmung nach, können zunächst die größten Teilchen nicht mehr in der Schwebe gehalten werden und sinken mit der Schwerkraft ab. Wird die Windgeschwindigkeit noch geringer, fallen auch die kleineren und schließlich die feinsten Staubpartikel zu Boden. Je nach Intensität der vorherigen Staubkonzentration bildet sich eine dünnere oder dickere Staubschicht, die wirklich alles bedeckt und wegen der feinen Partikel in und durch nahezu jede Ritze kriecht. Da bleibt nur eins – Putzen. Ja, auch das Dach.

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