An der Westküste von Teneriffa liegen die Acantildos de los Gigantes – die Klippen der Giganten. Naturwunder, Landmarke und eine der eindrucksvollsten Sehenswürdigkeiten der Insel.

Wie hoch sind die Los Gigantes?

Diese Klippen sind wahrlich riesig: die steil aus dem Meer aufragenden Wände aus Vulkangestein sind zwischen 400- 600 Meter hoch und erstrecken sich über 14 km entlang der Atlantikküste zwischen Punta de Teno und dem Ort Los Gigantes. Sie sind ein Querschnitt durch die tausenden übereinander gestapelten Lavaschichten des Teno-Gebirges, die mit 6,5 bis 3,5 Millionen Jahren zu den ältesten der Insel gehören.

Die Acantildos de los Gigantes gehören zu den höchsten Klippen Europas. Doch es ist nicht nur ihre Höhe, die sie so besonders macht. Sie erscheinen aus der Ferne über große Bereiche fast gradlinig, weil es nur wenige Ein- oder Ausbuchtungen durch Schluchten gibt. Die Klippen wirken dadurch wie eine einzige, imposante Naturmauer.

Nur wenige Schluchten wie die Masca öffnen einen Weg zwischen den Klippen und hinterlassen an ihren Mündungen kleine Sand- oder Naturkiesstrände. Hier: der Playa de Masca.

Höllenwand – warum nannten die Guanchen die Steilküste so?

Die Guanchen, die Ureinwohner der Insel, sollen die Steilküste “Muralla del Diablo” (Teufelswand) bzw. “Muralla del Infierno” (Höllenwand) genannt haben.

Zum Ursprung dieser beiden Namen gibt es verschiedene Aussagen:

  • die Bezeichnungen Diablo und Infierno wurden häufig für Landstriche verwendet, die sich durch ihre Schroffheit und Gefährlichkeit auszeichnen. Die Guanchen glauben an Götter und dass bestimmte Klippen, Felsen und Höhlen von bösen Mächten beherrscht wurden. So zum Beispiele der Barranco del Infierno (Adeje) und die  Muralla del Diablo (Teufelsmauer), der ursprüngliche Name für die Steilküste von Los Gigantes.
  • die zum Inselinneren fast unpassierbaren Klippen soll für die Guanchen das Ende der Welt markiert haben.
  • das einzigartige Erscheinungsbild der schwarzen Klippen mit hervorspringender dunkelroter und brauner Lava soll namensgebend gewesen sein. (Ob hier wild lodernde Flammen die Assoziation waren?)

Wie sind die Klippen von Los Gigantes entstanden?

Die Klippen von Los Gigantes bilden die steil abfallende südwestliche Flanke des Teno-Gebirge. Entstanden sind sie durch die teilweise Abtragung des Gebirgsmassivs durch die Meeresbrandung (Fachleute nennen das marine Erosion).

Für alle, die es genauer wissen wollen:
Das Teno-Gebirge ist ein Schildvulkansystem. Charakteristisch für junge Schildvulkane sind ihre breiten, flachen Flanken.

An der westlichen Flanke trifft das Teno-Gebirge auf den Atlantik. Dort greifen die Brandungswellen das Vulkangestein der Küstenregion auf breiter Front an, nehmen Sand, Geröll und sogar Steine mit sich und werfen alles wieder an das Gebirge. Das geht seit Jahrmillionen so, denn das Teno gehört den ältesten Teilen von Teneriffa. Im Laufe der Zeit führte das zu Aushöhlung an der Basis sowie kleineren und größeren Hohlräumen im Gestein. Und irgendwann waren diese dann so groß, dass das Vulkangestein instabil wurde und einstürzte. Hier mal ein Video zum Anschauung.

So entstand aus den ehemals breiten, flachen Flanken eine Steilwand und damit Rückverlagerung der Küstenlinie. Übrig blieben dabei einige überhängende Klippen – wie die von Hoya de Abache. Durch die Reste des Gebirges und das herabgestürzte Material ist das Meer vor der Klippe nur 30 Meter tief.

Auch die Oberfläche des Teno-Ggebirges war und ist Erosion ausgesetzt. Hier sind es Wind und Wasser, die am Gestein nagen und zur Verwitterung beitragen. Durch die natürliche Erosion der vulkanischen Gesteinsschichten entstanden so im Laufe von Jahrmillionen tiefe Schluchten, wie z.B. der Barranco von Maca.

Die Steilküste gleicht einem Querschnitt durch das Gebirge –  gut zu erkennen sind die im Laufe von Jahrmillionen übereinander abgelagerten Lavasschichten unterschiedlicher Zusammensetzung und damit Farbe, sowie verschüttete Schlote und zahlreiche Dykes – alles in allem eine ziemlich beeindruckende Geologie.

Lebensraum Steilküste

So nutzten Menschen die Klippen von Los Gigantes

Der obere Teil der Klippen wurde schon von den Guanchen genutzt, wie Höhlen, Felszeichnungen und Kultplätze bezeugen. Auch nach der Eroberung Teneriffas durch die Spanier wurde das Gebiet weiter genutzt. Und die Terrassenfelder (heute teils verfallenen) zeigen, dass bis vor gar nicht allzu langer Zeit auf den Klippen Landwirtschaft betrieben wurde.

Geschützte Arten: nirgendwo in ganz Spanien gibt es mehr 

Die Klippen von Los Gigantes sind Heimat für einzigartige Pflanzenarten wie dem Strandflieder Guergue (Limonium spectabile). Auch verschiedene Tierarten, wie z.B. die endemische und äußerst seltene Teneriffa-Rieseneidechse und der Guincho (Fischadler) leben an der Steilküste. Dazu kleine hübsche Landschnecken, die es nur hier gibt. Und vor den Klippen im Atlantischen Ozean tummeln sich die großen Meeresbewohner wie Meereschildkröten, Delfine und Wale.

Extrawissen: Die immergrüne Guergue (Limonium spectabile). Von dieser schönen und einzigartigen immergrünen Pflanze, die an den Küstenklippen von Teno beheimatet ist, sind nur noch drei Populationen bekannt. Der ständige Druck durch Pflanzenfresser (wie zum Beispiel wilde Ziegen) hat dazu geführt, dass die wenigen verbliebenen Exemplare dieser Pflanze nur noch auf steilen, unzugänglichen Terrassen wachsen. Diese Pflanzenart ist selten, die Europäischen Roten Liste der IUCN stuft sie als “vom Aussterben bedroht” ein.

Im Gebiet der Steilküste von Los Gigantes ist die größte Anzahl bedrohter Arten in ganz Spanien zu finden. Und weil all diese seltenen Tier-und Pflanzenarten es verdienen geschützt zu werden, sind die Steilküsten von Los Gigantes Teil mehrerer Schutzgebiete.

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