“Teneriffa – das beste Klima der Welt”. Ein Satz, den wir alle so oder so ähnlich schon mal gelesen oder gehört haben. Ob bei instagram oder in Reisereportagen, bei youtube oder podcasts, in Blogbeiträgen oder Reiseführern.
Es scheint verdammt schwer zu sein, diesen Ausspruch zu vermeiden. Oder schreiben einfach alle voneinander ab? Und wenn ja, seit wann geht das schon so?
Machen wir uns also auf die Suche nach dem Ursprung dieser Aussage. Spoiler: der liegt weiter in der Vergangenheit, als du vielleicht glaubst.
Klima-“Werbung” auf Teneriffa: Anfangs ging es um Gesundheit
Die Anfänge des Tourismus auf Teneriffa reichen bis ins späte 19. Jahrhundert zurück. Zu dieser Zeit wurde die Insel wegen ihres milden Klimas und der atemberaubenden Landschaften zu einem beliebten Reiseziel für wohlhabende Europäer.
Viele Reisende kamen aus gesundheitlichen Gründen, da das Klima vor allem bei Lungenerkrankungen hilfreich war. Zu den ersten britischen Ärzten, die das Klima auf Teneriffa für Kranke empfahlen gehörten damals berühmten Ärzte wie
- Sir James Clark aus Cullen in Banffshire. In seinem Werk “The Influence of Climate in the Prevention and Cure of Chronic Diseases” aus dem Jahr 1829 lobte Clark besonders das Orotavatal und Vilaflor, wobei er deren Ruhe und saubere, gesunde Luft hervorhob.
- William Wills Wilde, der Vater von Oscar Wilde, begann Patienten zur Genesung auf die Kanarischen Inseln zu bringen und beschrieb die Vorteile des Klimas für Erkrankte in seinem 1840 veröffentlichten Buch “Narrative of a Voyage to Madeira, Teneriffe and along the shores of the Mediterranean“.
Influencer des 19. Jahrhunderts preisen das Klima
Die Vorzüge des kanarischen Klimas priesen auch andere Reisende in ihren Berichten. Darunter Olivia Stone. In ihrem Werk „Teneriffa und seine sechs Trabanten“ aus dem Jahr 1887 schreibt sie über das Orotava-Tal:
“es wird von allen Autoritäten – Engländern, Franzosen, Deutschen, Schweden und Spaniern – ausnahmslos als der gesündeste Ort auf dem Globus angesehen. Der kanarische Archipel erfreut sich des herrlichsten Klimas der Welt, und Orotava ist das Beste der Besten. (…) Viele übertreffen es an Schönheit, einige vielleicht an Gesundheit, wie Arrecife auf Lanzerote, aber keiner verbindet Gesundheit, Schönheit und Bequemlichkeit in so begünstigem Maße wie Orotava.” Olivia Stone
Weitere Berichte von Reisenden verbreiteten das Bild der Kanaren und steigerten das touristische Interesse. Viele Autoren betonten das Klima als Unterscheidungsmerkmal zu anderen Reisezielen und festigten damit das Bild der Kanarischen Inseln als Erholungsort für die Gesundheit.
Dieser Gesundheitstourismus war die erste Phase des Tourismus auf Teneriffa, dauerte von den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts bis in die 50er Jahren des 20. Jahrhunderts und konzentrierte sich auf den Norden der Insel. Es war ein Tourismus für die Eliten. Weil dafür nur ein paar Luxushotels und Spas gebaut wurden, waren die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen gering.
Postkarten und Poststempel tragen die Klima-Botschaft in die Welt hinaus
Postkarten Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts kamen Ansichtskarten auf. Sie trugen ebenso zur Bekanntheit Teneriffas und der anderen Kanarischen Inseln bei wie Reiseberichte und Gemälde berühmter Maler. Das Bild, das man damals in Europa von den Kanarischen Inseln hatte und das vom Kanarischen Archipel aus nach außen projiziert wurde, zeigt zum Beispiel diese gemalte Postkarte ca. aus dem Jahr 1905.Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von encrypted-tbn2.gstatic.com zu laden.
Abbildung: Tourismuswerbung für Teneriffa im Zusammenhang mit dem milden Klima des kanarischen Winters. Fotografische Sammlung der FEDAC (ca. 1905-1910).
Die Kanarischen Inseln – hier vertreten durch Teneriffa – wurden als Winterparadies dargestellt. Ein Thermometer trennt zwei Szenen, die unterschiedliche Klimazonen symbolisieren: Links genießt eine glückliche Frau die Wärme und den sonnigen Strand von Teneriffa, rechts leidet eine ernst blickende Frau unter dem kalten, grauen Winter-Regenwetter.
Poststempel
Jede Briefmarke einer Ansichtskarte oder eine Briefs wird abgestempelt. Das war auch damals so. Und bot eine hervorragende Möglichkeit eine Message in die Welt zu tragen. Im Jahr 1934 wurde daher vom Cabildo (Inselrat) von Santa Cruz de Teneriffa ein Poststempel beantragt und genehmigt. Die ursprüngliche Genehmigung wurde sukzessive bis 1937 verlängert.
Und so sah der Poststempel aus, der die Botschaft “Tenerife el mejor clima” – “Teneriffa das beste Klima” in der Welt verbreitete.
Teneriffa – das beste Klima der Welt: Werbeplakat von Óscar Domínguez
Ein Jahr vor der Einführung des “mejor clima” Poststempels, also im Jahr 1933, veranstaltete der Cabildo (Inselrat) von Teneriffa einen Plakatwettbewerb zur Inselwerbung.
In der Jury saßen unter anderem Pedro García Cabrera (gilt er als einer der größten Dichter der Kanarischen Inseln), der Architekt José Enrique Marrero Regalado (u.a. für den Mercado de Nuestra Señora de África, die Basilika in Candelaria und die Leprakolonie Abades), den Malern Ángel Romero Mateos und Francisco Bonnín Guerín sowie dem Direktor der Avantgarde-Zeitschrift Gaceta de Arte, Eduardo Westerdahl.
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Gewinner des Wettbewerbs war kein geringerer als Óscar Domínguez. Der Künster war neben Dalí und Miró der bedeutendste surrealistische Maler Spaniens und stammt aus Teneriffa.
Gedruckt wurde sein Plakat allerdings nie: die Behörden warender Meinung, dass es keinen „ausgeprägten teneriffanischen Charakter“ hatte.
Heute: bestes Klima der Welt, um zu baden
Früher Gesundheit und heute? Bei der Klima-Werbung der Kanarischen Inseln hat sich die Hauptaussage verändert. So werben die offiziellen Tourismusseiten der Kanaren mit Werbesprüchen wie “Die perfekte Temperatur, um sich das ganze Jahr über im Meer baden zu können.”
Die Argumentation lautet: der Begriff „bestes Klima der Welt“ ist keine Marketing-Erfindung, sondern basiert auf wissenschaftlichen Studien. Zitiert wird aber immer nur eine, “Pleasant Weather Ratings: Enjoy Travel More and Save Money by Planning for the Weather”. Der Autor der Studie ist Thomas Peter Whitmore, der Direktor der Klimatologieforschung an der University of Syracuse war. Er beschrieb und bewertete das Wetter für 600 Städte auf der ganzen Welt – auf Platz 1 seiner 1996 erschienenen Liste war eine kanarische Stadt: Las Palmas de Gran Canaria.
Viele Städte und Länder behaupten heute, sie hätten das beste Klima der Welt. Wahrscheinlich kann auch jeder eine Studie oder Klimatabelle zücken. Aber vielleicht behaupten die Kanarischen Inseln einfach schon am längsten, dass sie das beste Klima haben?
Quellen und weiterführende Links
- https://www.fcmanrique.org/recursos/publicacion/paisajesdelplacer.pdf
- https://teatenerife.es/descargar/publishings/2CDFHR1qX2GLfdreyFSD.pdf
- https://sanfilatelio.afinet.org/biblioteca/Rodillos_publicitarios/tenerife.htm
- https://revistas.unicartagena.edu.co/index.php/eltallerdelahistoria/article/view/3566/2988
- https://www.oceanografica.com/descargas/Monografia_mar_canario.pdf
- https://riull.ull.es/xmlui/bitstream/handle/915/16791/La%20evolucion%20del%20turismo%20aleman%20en%20Tenerife%20una%20propuesta%20para%20su%20desarrollo%20a%20traves%20del%20turismo%20gastronomico.pdf?sequence=1&isAllowed=y
- https://research.gold.ac.uk/id/eprint/26959/1/Museos_de_Sol_y_Playa.pdf
- https://www.researchgate.net/publication/28202137_La_cartografia_en_la_promocion_turistica_de_Canarias_1880-1970/link/54d39db20cf2b0c6146dd5eb/download?_tp=eyJjb250ZXh0Ijp7ImZpcnN0UGFnZSI6InB1YmxpY2F0aW9uIiwicGFnZSI6InB1YmxpY2F0aW9uIn19
- https://dialnet.unirioja.es/descarga/articulo/5284899.pdf
- https://jable.ulpgc.es/jable/gaceta.de.tenerife/1934/02/25/0008.htm
- https://jable.ulpgc.es/jable/hoy/1934/03/03/0003.htm
- https://www.springerprofessional.de/en/selbstbestimmter-tourismus-am-beispiel-der-kanarischen-inseln/25302542
- https://www.antoniogarzon.com/2014/05/the-10-best-weather-places-in-the-world/
- https://encrypted-tbn0.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcTRJGzskBjT8hVufimfSlPy9HsGs0Fg5XVuhw&s
- https://www.facebook.com/teatenerife/photos/a.204081032966200/204081112966192/?type=3&ref=embed_post