Viele Teneriffa-Urlauber fahren schnurstracks von ihrem Urlaubsort, der meist an der Küste liegt, hinauf zum Teide. Dabei passieren sie die mittleren Höhenlagen der Insel, schenken ihnen aber oft keine besondere Aufmerksamkeit. Warum das ein Fehler ist und was es dort allerhand spannendes und landestypisches zu entdecken gibt, erfährst du jetzt hier.

Was sind die Medianías?

Die Medianías von Teneriffa sind die Gebiete der Insel, die zwischen der Küste (Costa) und den Berggipfeln (Cumbres) liegen. Sie werden auch als Mittlere Zone, mittlere Höhenlage oder Mittelland bezeichnet.

Die Medianías erstrecken sich auf allen Seiten Teneriffas und liegen in einer Höhe von 300-400 Metern bis 1000-1500 Metern über dem Meeresspiegel. Die Einteilung in die drei Zonen Küste, Mittelland und Gipfel erfolgt nach Höhenlage, Klima, Landschaft, Anbaufläche und damit auch Wirtschaft.

Terrassenfelder: das typischste Landschaftsmerkmal der Medianías

Ob im Norden oder Süden Teneriffas, bewegst du dich in den Medianás, fallen dir bestimmt die unzähligen Terrassenfelder auf, die sich die Hänge hochziehen. Und das hat folgenden Hintergrund:

Seit der Eroberung durch die Spanier 1496 wurden die ebenen Flächen in Küstennähe vor allem für Plantagenwirtschaft genutzt, vornehmlich für den Export. Zunächst wurden Zuckerrohr und Wein angebaut, später auch Cochenille und Tomaten. Heute dominieren Bananen. Die Medianías wurden für die Landwirtschaft genutzt, vor allem für die Selbstversorgung und den Binnenmarkt.

Abgesehen von den wenigen flacheren Täler und Hochebenen musste das Land in den Medianías erst urbar gemacht werden, da die steilen Abhänge, die fehlende Erde, die Wasserknappheit und die starken Winde eine landwirtschaftliche Nutzung schwer bis unmöglich machten.

Um diesen Mangel an Ackerland auszugleichen, errichteten die Landwirte in langer und mühevoller Arbeit Trockensteinmauern an den Hängen, indem sie Steine ohne Mörtel aufeinandergeschichteten. So wurden kleine horizontale Flächen auf den abschüssigen Hängen geschaffen, die dann als Felder bewirtschaftet werden konnten. Und parallel mit den Feldern entstanden Weiler, kleine Siedlungen und Dörfer.

Noch heute liegen die traditionell landwirtschaftlich geprägten Orte fast immer in der Zone der Medianías, umgeben von terrassierten Feldern, auf denen Wein, Kartoffel, Obst und Gemüse angebaut werden oder das Vieh weidet.

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Terrassenfeld, das in Handarbeit bestellt wird

Meerfenchen direkt am Meer

Terrassenfeld, auf dem Zwiebeln angebaut werden

terrassierte Weinfelder bei Icod de los Vinos

So sehr hat der Mensch die natürliche Landschaft auf Teneriffa durch Terrassenfelder umgestaltet

Wie sehr der Mensch die Hanglagen der Medianías verändert und damit auch die dort natürlicherweise vorkommenden Vegetation zurückgedrängt hat, lässt sich gut auf der unten stehenden Abbildung erkennen.

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Lila markiert siehst du, dass nahezu die gesamte mittlere Höhenlage ist von terrassierten Feldern (Bancales) durchzogen ist und von einer Natur- zu einer Kulturlandschaft verändert wurde. Vor allem auf Kosten der natürlichen Wälder. So ist bis dato z.B. 85 % des thermophilen Buschwalds zerstört worden.

Traditionelle Städte und Dörfer in unglaublichen Landschaften

In den Medianías, in denen Natur und Kultur so komplex miteinander verwoben sind, kannst du Teneriffa fernab der Touristenmassen erleben.

In den Medianías findest du einige der schönsten Landschaften Teneriffas: von den dichten Wäldern im grünen Norden zum beigen Süden mit seiner außergewöhnlichen Trockenvegetation. Außerdem gelten die Medianías als die Zone, welche die Geschichte und Kultur Teneriffas am besten widerspiegelt. Hier finden sich Gebiete, in denen seit jeher die Landwirtschaft vorherrscht und die ihr typisches Flair bewahrt haben. 

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Las Portelas im Norden von Teneriffa

Meerfenchen direkt am Meer

Chirche im Süden von Teneriffa

Patio eines ehemaligen Klosters in Orotava

So findest du findest in den Medianías historische Städte mit gut erhaltenen Zentren und Herrenhäusern. Orotava, Granadilla de Abona oder Arico sind nur einige Beispiele hierfür.

Typisch für  die Medianías sind aber vor allem die zahlreichen Dörfer und kleine Weiler wie z.B. Masca oder Chirche. In den Medianás kannst du noch traditionell gebaute Fincas und kleine Bauernhäuser entdecken, verbunden durch enge Straßen mit Kopfsteinpflaster und umgeben von Trockensteinmauern eingefassten Terrassenfeldern. Und nicht zu vergessen, im Mittelland gibt es noch einige erhaltene Caminos Reales, die Städte und Dörfer über die ganze Insel hinweg miteinander verbinden.

Viele dieser typischen Elemente des Mittellands von Teneriffa sind als Kulturgüter geschützt.

Die Medianías auf Teneriffa – gestern und heute

Auf den schmalen Terrassenfeldern ist nur eine Landwirtschaft per Hand bzw. mit kleinem Gerät möglich. Seitdem Obst und Gemüse als billigere Importware vom Festland zur Verfügung steht, lohnt sich für viele Landwirte der Anbau auf den arbeitsintensiven Bancales nicht mehr. Deshalb liegen mehr und mehr Terrassenfelder brach. Einige sind bereits überwuchert.

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Verlassenes Terrassenfeld in Teno Alto

Meerfenchen direkt am Meer

Überwuchertes Terrassenfeld

Insgesamt sieht es in den Medianías natürlich nicht mehr wie im 17. oder 18. Jahrhundert aus, schließlich hat auch hier die Moderne Einzug gehalten.

Die Methoden der Landwirtschaft und die angebauten Pflanzen haben sich verändert, die Architektur ebenfalls, neue Straßen sorgen für eine bessere Verbindungen der einst abgeschiedenen Orte untereinander. Und dann wäre da noch der Tourismus. Das sind nur ein paar Beispiele für die Neuerungen der jüngeren Zeit, vor allem seit den 60er/70er Jahren. Mit ihnen hat sich auch das gesamte Leben auf Teneriffa verändert, weg vom bäuerlichen Alltag und einem dörflich geprägten Leben.

Und dennoch ist in den Medianías, vor allem in den kleinen Dörfern und Weilern, das Flair der alten Tage noch zu spüren.

Wer genaueren Eindruck vom Alltag damals bekommen möchte, dem können wir den „Tag der Traditionen“ in Chirche empfehlen: Jedes Jahr im Juli lassen die heutigen Bewohner das Alltagsleben ihrer Vorfahren in den 40er/50er Jahren aufleben. Was es nicht alles zu sehen gibt: Felder pflügen mit Eselchen oder Pferd, Getreide dreschen ohne Maschinen, Wäsche waschen per Hand den öffentlichen Waschplätzen, Handarbeiten wie sticken und Körbe flechten und noch viel mehr. Natürlich fehlt auch eine Prozession, Musik und  Fiesta sowie gutes Essen nicht.

Das kannst du in den Medianías unternehmen

  • unser Insider-Tipp für dich sind geführte Touren mit lokal ansässigen Experten: z.B. diese Tour von El Cardón durch den Teno-Naturpark
  • Wandern: Durch die Medianías führen viele gut markierte Wanderwege, von einfachen Spaziergängen bis hin zu anspruchsvollen Aufstiegen.
  • Besuch traditioneller Städte und Dörfer: Die Medianías sind Heimat vieler charmanter traditioneller Dörfer, in denen du Einblicke in den lokalen Lebensstil bekommen kannst.
  • Typisch Kanarische Küche: Die Medianías sind bekannt für ihre lokale Küche. Hier findest du sie noch, traditionelle Gerichte mit frischen Zutaten aus der Umgebung und den lokalen Wein.
  • Einblick in das Landleben zu früheren Zeiten: den bekommst du zum Beispiel bei einem Besuch des Ecomuseo de El Tanque (freier Eintritt, Mo geschlossen) oder des Museo Pinolere

Absolut empfehlenswert: das Ecomuseo in El Tanque

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