Einige der attraktivsten Wanderwege auf Teneriffa verlaufen auf Caminos Reales oder “Königlichen Wegen”.
Der Name dieser jahrhundertealten Pflasterwege bezieht sich auf ihren Ursprung: Das spanische Königshaus beauftragte bereits kurz nach der Eroberung Teneriffas im Jahr 1496 den Bau von breiten Wegen, die die Insel durchziehen und so die Erschließung und Kolonisierung ermöglichen sollten. Schon 1509 soll ein Camino Real von Taraconte über Orotava und Icod bis nach Buenavista del Norte geführt haben.
Viele Caminos Reales haben bis heute überdauert, auch wenn die meisten nicht mehr vollständig erhalten sind. Aber es gibt immer noch Abschnitte, in denen sie ihrer ursprünglichen Wegführung folgen und mit den originalen Basaltsteinen gepflastert sind.
An den Orten, an denen die königlichen Wege im Laufe der Zeit in moderne Wege oder Straßen umgewandelt wurden, erinnert häufig noch der aktuelle Straßenname “Camino Real” oder auch nur “Real” an die vergangenen Zeiten.
So sollte ein Camino Real aussehen. Eigentlich.
Ein Camino Real sollte:
- eine Mindestbreite von einem Toledoseil haben – das entspricht knapp unter 7 Metern
- eine gute, feste Straßenoberfläche haben
- Gefälle überbrücken und übermäßige Steigungen vermeiden, was durch Serpentinen realisiert werden sollte
- an beiden Seiten von Zäunen begrenzt sein
Diese Anforderungen an einen königlichen Weg wurden per Verordnung festgelegt, allerdings nicht immer erfüllt. Denn ein so breiter Weg konnte besonders in den Bergen nicht gebaut werden. Hier waren die Wege häufig nur um die zwei Meter breit und boten gerade genug Platz für mit Waren beladene Lasttiere.
Dafür wurde die Königlichen Wege gebaut
Durch den Bau der königlichen Straßen konnten die Vertreter der Krone nahezu jeden Bereich der eroberten Insel erreichen und kontrollieren.
Die Straßen verbanden die bestehenden kleinen und größeren Orte sowie die neuen Ansiedlungen. Letztere entstanden vor allem im fruchtbaren Norden, dem Zentrum des Zuckerrohranbaus, bereits kurz nach der Eroberung und entwickelten sich rasch.
Die Wege dienten dem Transport von Menschen und Waren zwischen den einzelnen Siedlungen sowie zwischen dem Norden und Süden der Insel. Außerdem stellten die Caminos Reales den Zugang zur Küste und den Häfen sicher, denn der Export von Zucker war ja einer der Hauptgründe für die Eroberung von Teneriffa gewesen. Zu dieser Zeit war Garachico der wichtigste Handelshafen Teneriffas über den zunächst hauptsächlich Zucker und später auch Malvasia-Wein zum Europäischen Festland und in die „Neue Welt“ Amerika transportiert wurde.
Der Camino Viejo Las Cruces A Barranco Hondo verläuft auf dem alten Camino Real de Daute. Hier gibt es zahlreiche Baudenkmäler aus früheren Jahrhunderten. Zu erkennen an der “Camino Real-Pflasterung” vor dem Haus auf der ansonsten asphaltierten Straße.
Viele der Caminos Reales wurden auf alten Wegen der Guanchen angelegt
Natürlich gab es auf Teneriffa auch schon vor den Spaniern zahlreiche Wege. Zum Zeitpunkt der Eroberung war die Insel schließlich bereits seit rund 2000 Jahren von den Ureinwohnern Teneriffas bewohnt.
Die Guanchen waren Wanderhirten und Viehzüchter, hauptsächlich von Ziegen. Dafür nutzten sie höhergelegene Weiden im Sommer und küstennahe Weiden im Winter. Vor allem in der Vegetationszone des Lorbeerwalds sammelten sie Wildfrüchte (z.B. vom Erdbeerbaum und der Kanaren-Glockenblume) und -gemüse, Samen und Wurzeln. In geringem Maße betrieben die Guanchen auch Ackerbau, vor allem mit Weizen und Gerste. An der Küste fingen sie Fisch und sammelten Napfschnecken. Die Ureinwohner nutzen also alle Höhenstufen der Insel – von der Küste bis zum Ringwall der Cañadas. So bildeten sich im Laufe der Zeit zahlreiche Wege.
15000 – 25000 Guanchen in 9 Königreichen sollen zum Zeitpunkt der Eroberung auf der Insel gelebt haben. Ihre jahrhundertealte Wege nutzen die Spanier für den Ausbau ihrer Caminos Reales, die die spanische Krone bereits kurz nach der Eroberung in Auftrag ab. Vor allem die traditionellen Wege, die Insel von Nord nach Süd überquerten waren für die Spanier von Nutzen. Die Guanchen kannten nämlich Wege, die die Berge heraufführten, aber gleichzeitig gefährliche Stellen und steile Schluchten umgingen.
Caminos Reales gibt es übrigens nicht nur auf Teneriffa, sondern auch auf dem spanischen Festland und überall dort, wo Gebiete unter der Herrschaft der spanischen Monarchie standen.
Quellen und weiterführende Links
- https://www.fedtfm.es/libro-y-atlas-de-la-red-caminera-de-tenerife/
- https://mdc.ulpgc.es/utils/getfile/
- https://www.academia.edu/
- https://www.tenerife.es
- http://www.canarizame.com/
- http://loquelaspiedrascuentan.blogspot.com
- Desde Santiago del Teide hasta El Tanque por el Camino Real del Norte.
- http://www.almogaren.org
- https://www.palimpalem.com
- http://www.kanaren-virtuell.de/gcanaria_2/aktiv/wandern.htm