Auf Teneriffa findest du zahlreiche Kanarische Drachenbäume, ob wild in der Natur auf einer Wanderung oder angepflanzt in Städten, Dörfern oder Kreisverkehren. Was sofort auffällt ist die charakteristische Wuchsform älterer Exemplare des Kanarischen Drachenbaums: ein Stamm mit einer mächtigen, stark verzweigten, schirmförmigen Baumkrone. Warum das eine Sensation ist und wie sie entsteht, erfährst du hier.
Der Kanarische Drachenbaum ist kein Baum und wächst trotzdem bis zu 20 m hoch
Zunächst einmal: der Kanarische Drachenbaum ist gar kein Baum, sondern eine einkeimblättrige Pflanze aus der Familie der Spargelgewächse. Und das macht ihn so besonders, denn seine Verwandten aus der gleichen Unterfamilie (Nolinoidae), z.B. Maiglöckchen, Bogenhanf und Schusterpalmen wachsen als Sträucher oder krautige Pflanzen und werden nicht annähernd so hoch und groß. Der Kanarische Drachenbaum (Dracaena draco L.) dagegen wächst bis zu 20 m hoch und bildet eine spektakuläre „Baum“Krone.
Wann blüht ein Drachenbaum und was hat das mit seiner Wuchsform zu tun?
Ausgewachsene Drachenbäume haben einen hohen Stamm und eine schirmförmige Krone. Diese besteht vielen regelmäßigen Verzweigungen, die nach oben gerichteten Blattbüschel mit schwertförmige Blättern tragen.
Die besondere Wuchsform des Drago entsteht dadurch, dass jeder Ast nur bis zur Blüte wächst. Die Blütenrispe entsteht am einer Knospe am Astende und mit der Blüte stoppt das Längenwachstum des Astes. Unterhalb der Astspitze aber, bilden sich eine oder mehrere – meistens sind es zwei – Seitenknospen, aus denen dann neue Äste wachsen.
Aus grünlich-weißen Blüten, die in einer Rispe an der Astspitze stehen, entwickeln sich die runden, fleischig-saftige orangeroten Beeren. Ein oder zwei Jahre nach der Blüte lösen sich die Rispen und hinterlassen jeweils eine tiefe Narbe.
Jeder dieser Äste wächst, blüht und verzweigt sich erneut. Dadurch gabeln sich die dicklichen Äste immer weiter auf, so dass die zuerst gebildeten Äste länger und kräftiger sind als die später gebildeten. Im Laufe der Jahrzehnte bildet sich so die charakteristische Schirmkrone des Drago.
Die schwertförmigen Blätter des Kanarischen Drachenbaum sind grün-blaugrau. An der Basis sind die Blätter durch Drachenblut orange-rot gefärbt, je älter das Blatt umso stärker. Drago Blätter werden 3-4,5 cm breit und 40- 60 cm lang. Diese Länge erreichen auch die Rispen, die zuerst die weiß bis grünlichen kleinen Blüten und später die 1-1,5 cm großen orangen Früchte tragen.
So lange braucht es bis zur ersten Blüte und Verzweigung
Bis zur ersten Blüte und damit Verzweigung eines Drachenbaums braucht es viele Jahre, um die notwendigen Ressourcen für die Produktion der etwa 50.000 Blüten anzusammeln. Dabei hängt die Zeit bis zur ersten Blüte von der Qualität der Umgebung ab – eine schlechte Umgebung verzögert die Blüte.
Der wachstumsbegrenzende Hauptfaktor im natürlichem Lebensraum der Drachenbäume ist meist die geringe jährliche Niederschlagsmengen. Zudem fällt während der Sommermonate kaum Regen, so dass die Drachenbäume rund ein halbes Jahr lang unter Wasserstress leiden. Als Anpassung daran, besitzen Drachenbäume spezielle Gewebe mit denen sie Wasser in ihren Ästen und massiven Stämmen speichern können – quasi botanische Regenwassertanks.
Nach 9 bis 30 Jahren ist es aber soweit und die erste Blütenrispe erscheint – meist im Juli bis August, wie in den darauffolgenden Blütezyklen auch
Sonnenlicht ist der wichtigste Faktor, der die Höhe des Stammes und die Form der Krone bestimmt. In vollem Sonnenlicht bildet sich eine regelmäßige schirmartige Krone aus, eine asymmetrische Krone hingegen bei schrägem Sonnenlicht.
Erst nach 10-14 Jahren blüht ein Drachenbaum erneut, bei schlechten Standortbedingungen dauert es sogar 15-20 Jahren bis zur nächsten Blüte. Angeblich stimmt die Dauer der Blütezyklen von Drachenbäumen oft mit den 11-Jahres-Zyklen erhöhter Sonnenaktivität überein. Manch einer vermutet, dass beide Phänomene miteinander verbunden sein könnten.
Auch der Stamm ist besonders: regelmäßig geschuppt in der Jugend, narbig im Alter
Ein junger Drachenbaum hat einen kurzen und regelmäßig geschuppten silbergrauen Stamm. Im oberen Bereich trägt er grün-blaugraue schwertförmige Blätter, die ihn als lockere Spirale umwinden. Bei Verletzung und mit jeder Blüte abgelösten Blütenrispe entstehen tiefe Narben am höher wachsenden Stamm – bis dieser schließlich narbig, runzelig und dunkler erscheint.
Ältere Stämme sehen außerdem ungleichmäßiger aus, wenn fingerdicke Luftwurzeln aus ihnen hervortreten, die bis in den Boden reichen können. Entlang des Stammes können sich die Luftwurzeln fest an den Stamm klammern. Sie sind die Erklärung warum der Stamm einiger ausgewachsener Drachenbäume faserig aussehen, so als bestünden sie aus vielen einzelnen Strängen und warum einige Bäume enorme radiale Ausmaße erreichen. Übrigens können auch ältere Äste Luftwurzeln entwickeln, häufig sind diese zusätzlich in Seitenwurzeln verzweigt.
Luftwurzeln können sich bilden, wenn der Kanarische Drachenbaum Stressbedingungen ausgesetzt ist. Dazu zählen z.B. Wassermangel im Boden sowie die Verwundung des Stammes oder der Äste.
Die Luftwurzeln helfen, den Drachenbaum zu stabilisieren und fest im Boden zu verankern. Dies spielt besonders an ihrem natürlichen Standort zu denen steile Felswände gehören, eine Rolle. Gleichzeitig wird durch die Luftwurzeln die Versorgung mit Wasser und Nährstoffen aus dem Boden verbessert.
Quellen und weiterführende Links
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- https://laciudaddeldrago.wordpress.com/drago-milenario/
- https://boris.unibe.ch/152354/1/2021_BernerUnivSchriften_62_45.pdf
- https://humanidades.blog/2020/02/05/la-leyenda-del-drago/
- https://www.researchgate.net/publication/298897759_Dragon’s_blood_secretion_and_its_ecological_significance
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