Auf uralten Handelswegen zu Ruinenhäusern, durch ursprüngliche Wälder und verlassene Kulturlandschaften.

Direkt in Los Silos starten drei offizielle Wanderwege in das Teno-Gebirge. Zwei der Wege lassen sich zu dieser langen und spektakulär-vielfältigen Runde verbinden: über den PR-TF 53 führt der Weg bergauf, vorbei am verlassenen Weiler Cuevas Negras und durch verlassene Terrassenfelder bis nach Erjos. Zurück geht es auf dem PR-TF 54 zunächst durch den immergrünen Lorbeerwald des Monte del Agua, dann vorbei an den Ruinenhäusern von Las Moradas und schließlich mit fantastischer Aussicht auf die Küste zurück auf den Dorfplatz von Los Silos.

Überblick: Wanderung Cuevas Negras

  • Rundwanderung
  • Dauer: rund 6,5 Stunde, ohne Pausen
  • Länge: ca. 16,5 km
  • Höhenmeter: 940 ↗ 930 ↘
  • Anforderung: ✭✭✭✭✰ 
  • Ausrüstung: Wanderschuhe und Zwiebellook.
    Es geht 900 m in die Höhe und es gilt: pro 100 Höhenmeter wird es rund 1°C kälter.
  • Wasserversorgung und Einkehrmöglichkeiten: denk an genügend Wasservorräte und Proviant.
    Die Bar Abreu in Erjos hat Mo und Di geschlossen! Einen Supermarkt in Erjos kennen wir nicht. Du? 
  • Anreise: per Bus oder PKW zum Parkplatz von Los Silos.
    Parken auf dem öffentlichen, kostenlosen Parkplatz

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Das gibt es zu sehen

Du startest den gut ausgeschilderten Wanderweg auf dem zentralen Platz von Los Silos. Einmal über die Verbindungsstraße nach Garachico und Buenavista del Norte hinweg, geht es auf der Calle Susana zunächst an einigen Häusern vorbei. Immer in Richtung Teno-Gebirge.

Die Lavaderos de Susana

Nach kurzer Zeit liegen auf der linken Seite die Lavaderos – die zum kulturellen Erbe gehörenden öffentlichen Waschplätze von Los Silos. Benannt sind die Straße und Waschplätze nach Susana Martín, die 1792 im einzigen Haus neben der Schlucht lebte.

Noch bis in die 1970er Jahre haben die Frauen von Los Silos hier ihre Wäsche von Hand gewaschen. Vor dem Bau der insgesamt 12 rechteckigen Einzelwaschbecken war das Wäschewaschen sogar noch anstrengender, denn die Frauen wuschen die Wäsche direkt im Wasser des nebenanliegenden Barranco. Das war durch die auf dem Boden hockende Haltung nicht nur körperlich wahnsinnig, sondern führte auch zum stetigen Konflikt um die beste Position am zulaufenden, sauberen Wasser.

Die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gebauten Waschplätze stellten also eine Verbesserung dar: jedes der 12 rechteckigen Einzelwaschbecken hat einen Abschrägung zum Schrubben der Wäsche und vor allem einen eigenen Zufluss mit sauberem Wasser.

Wie ein Waschtag früher aussah zeigt dir dieses Video:

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Der Wanderweg führt dich nach kurzer Zeit nach links, dann auf einer kleine Holzbrücke über den Barranco. Schau mal nach links: die an der Mauer wachsende Monstera macht jeden Urban Jungle Hipster neidisch!

Nach der Brücke geht es rechts herum und dann immer weiter bergauf, vorbei an angrenzenden Gemüse- und Obstgärten. Kurz nach der letzten Finca betrittst du den Nationalpark Teno. Ab hier geht der Weg in das alte Steinplaster des Camino Real über. Du steigst auf vielen Serpentinen im Zickzack den Berg hinauf, gewinnst rasch an Höhe und die rechts liegende Schlucht “Barranco de Cuevas Negras” wird immer tiefer.

Der Weg zwischen Los Silos und Erjos

Der Weg Cuevas Negras verläuft entlang eines Barrancos und verbindet Los Silos mit dem Süden Teneriffas. Der jahrhundertealte Pfad geht auf die Guanchen zurück und wurde nach der spanischen Eroberung als Teil des Camino Real genutzt, der Garachico über Erjos mit Puerto Santiago verband.

Viele Abschnitte sind gepflastert, was den Auf- und Abstieg für Menschen und Lasttiere erleichterte und den Transport von Materialien und Waren zwischen den Dörfern am Meer und den Dörfern in den fruchtbaren, landwirtschaftlich intensiv genutzten mittleren Höhenlagen (Medianías).

Cuevas Negras – die zerfurchte Felswand und der verlassene Weiler

Die Wanderung führt dich weiter bergauf und mitten durch den wärmeliebenden Buschwald. Typische Pflanzen dieser selten gewordenen Vegetationszone wie die Kanarische Dattelpalmen kannst du am Wegesrand entdecken.

Je weiter du läufst, desto näher führt dich der Weg an die dunklen, senkrecht aufragenden Felswände des Teno-Gebirges heran. Dabei sticht eine mächtige, zerfurchte Felswand links von dir besonders heraus.

Die Felswände aus Basalt entstanden in einer Zeitspanne von mehr als einer Million Jahren durch verschiedene Vulkanausbrüche. Da die Lava dabei jeweils unterschiedliche Zusammensetzungen hatte, variiert die Härte der Gesteinsschichten – einige sind weicher, andere härter.

Seit Jahrtausenden und jeden Tag aufs neue sind diese Felsen den Temperaturwechseln zwischen Tag und Nacht, Wasser, Wind und Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Dadurch verwittert das Gestein und zwar unterschiedlich schnell je nach Härte des Ausgangsgesteins. Die weichen Gesteinsschichten erodieren schneller, wodurch sich zahlreiche höhlenartigen Vertiefungen in der Felswand bildeten: die sogenannten Cuevas Negras (Schwarzen Höhlen).

Kurz darauf erreichst du einige am Wegesrand liegende, verlassene und halb verfallene Häuser, die zum Weiler Casas de las Cuevas Negras gehören und ein Beispiel für die kanarische ländliche Architektur sind.

Die Bewohner der “Häuser bei den schwarzen Höhlen” lebten von Landwirtschaft, Viehzucht und Forstwirtschaft. Im letzten Jahrhundert sollen es um die 60 Menschen gewesen sein, die in den weit verstreuten Gehöften der Gegend lebten und arbeiteten.

Im Laufe des letzten Jahrhundert wurden die meisten Häuser aufgegeben, einige wurden noch einige Zeit von Aussteigern bewohnt und einzelne Häuser sind es noch heute. Die Terrassenfelder, die an den Weg und die Häuser angrenzen, sind mittlerweile fast alle überwuchert. Ihre Mauern aber sind entlang der folgenden Wegstrecke bis nach Erjos hinauf noch gut zu erkennen.

Baumdenkmal: der Barbuzano von Cuevas Negras

Gegenüber des zweitem Hauses findest du einen auffällig großen und alten Baum. Es ist ein ca. 18 Meter hoher Barbuzano (Apollonias barbujana), der zu den geschützten Baumdenkmälern von Teneriffa gehört. Sein Standort ist nicht zufällig, hier soll sich das Zentrum der Streusiedlung befunden haben.

Barbuzano-Bäume wachsen nur auf den Makaronesischen Inseln. Sie gehören zur Familie der Lorbeergewächse, brauchen aber weniger Wasser und sind widerstandsfähiger gegenüber Trockenheit als verwandte Arten, die im höher gelegenen, feucht-kühleren Nebelwald wachsen. Deshalb kann der Barbuzano auch hier, am Übergang des thermophilen Buschwalds zum unteren Rand des Lorbeerwaldes, gedeihen.

Die Früchte des Barbuzano sehen aus wie kleine Oliven. Sie sind zunächst grün, später schwarz bis lila farbigen  und können roh oder gekocht gegessen werden. Die Blätter sollen als traditionelle Medizin genutzt worden sein. Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass die Blätter unter anderem einen hohen Gehalt an Polyphenolen haben, die antioxidativ wirken. Zudem sollen die Blätter antibakterielle Eigenschaften haben.

Das dunkel-rote, harte Holz des Barbuzano ist auch als Kanarisches Ebenholz bekannt und ist sehr widerstandsfähig gegenüber Schädlingsbefall. Daher war es sehr begehrt und wurde für Möbel und Türen, als Bodenbelag und für Kassettendecken verwendet, was den Bestand der Barbuzano stark dezimiert hat.

Ein Dreschplatz der verlassenen Streusiedlung

Nur wenige Meter später kreuzt der Wanderweg kaum merklich die hier sehr flache Barrancoschlucht. Bisher lag der Barranco rechts des Weges, ab jetzt verläuft er an deiner linken Seite.

Kurz nachdem du die Schlucht gequert hast, zweigt ein kleiner, mit einem Kreuz markierter Weg nach rechts ab. Folgst du diesem ein paar Meter, gelangst du an einen der alten Dreschplätze des Weilers. Von hier aus hast du eine fantastische Aussicht auf weitere, teils bewohnte, teils verlassene Häuser der Gegend, die Pflanzen des an Trockenheit und Hitze angepasst thermophilen Buschwalds und auf das Meer.

Der gut erhaltene Dreschplatz “Era de los Pérez”.

Überwucherte Terassenfelder und verschiedene Vegetationszonen

Zurück auf dem Hauptweg begleitet dich ein stillgelegter Wasserkanal neben einer Rohrleitung. Auf der rechten Seite des Weges verläuft eine lange Trockensteinmauer, die früher riesige Anbauflächen abgrenzte. Immer wieder kommst du an kleinen Häusern und Hütten vorbei, einige sind sogar heute noch bewohnt.

Der Weg steigt weiterhin steil an und mit zunehmender Höhe wird es kühler und feuchter. Auch die Vegetation ändert sich merkich: jetzt läufst du durch den Baumheide- und Lorbeerwald. In den Monaten von November bis Mai kannst du hier zahlreiche Kanaren-Glockenblumen (Canarina canariensis) entdecken. Aber auch in den anderen Monaten bleibt es botanisch spannend, dann gibt es z.B. Kanarischer Drachenwurz (Dracunculus canariensis),  Kanarischer Fingerhut oder Fuchsien zu entdecken.

Ein Versammlungsort der Guanchen im Tenogebirge von Teneriffa

entlang der Terrassenfelder

Meerfenchen direkt am Meer

Kanaren-Glockenblume

Kanarischer Fingerhut

Alte, moosbewachsene Wasserkanäle, offen oder mit Steinen abgedeckt, laufen am Wegesrand und neue Wasserrohre liegen daneben oder kreuzen deinen Weg. Zumindest in den feuchteren Herbst- und Wintermonaten gluckert und rauscht es hier an jeder Ecke.

Auf einem uraltem Pfad...

Ein Versammlungsort der Guanchen im Tenogebirge von Teneriffa

geht's vorbei an alten...

Meerfenchen direkt am Meer

und neuen Wasserkanälen

Der dichte Wald lichtet sich allmählich und du triffst auf einige Kanarische Kiefern an einer kleinen Ebene: der ideale Platz für eine kurze Pause.

Kurz danach zeigt ein Schild, dass du den Teno Rural Park verlässt. Der schmale Weg läuft zwischen teils verwilderten Feldern entlang und bald du erreichst die ersten Häuser von Erjos. Folge dem Weg nach links und du kannst einen weiteren Dreschplatz entdecken. Danach geht es, am Kirchplatz vorbei, zu einer kleinen Pause in einer der örtlichen Bars. Unser Pausentipp: Ropa Vieja in der Bar Abreu.

Erjos war lange das Bindeglied zwischen der Nord- und Südseite Teneriffas und spielte eine wichtige Rolle im Handel mit Weizen und Kartoffeln sowie von Werkzeugen und Kohle, die aus dem Holz der umliegenden Nebel- und Kiefernwäder herstellt wurden.

Üppiger, immergrüner Lorbeerwald

Nach der Pause geht es zurück nach Los Silos. Zunächst über den PR-TF 54, der als breiter, schattiger Wanderweg in Erjos beginnt und durch den Lorbeerwald des Monte del Agua verläuft.

Ein Versammlungsort der Guanchen im Tenogebirge von Teneriffa

Auf einem breiten Weg...

Meerfenchen direkt am Meer

geht's durch den üppigen...

Lorbeerwald.

Diesen fast ebenen, nur leicht abfallenden Weg verlässt du an der ausgeschilderten Kreuzung nach rechts Richtung Las Moradas.

Ab jetzt folgst du einen schmaleren Pfad bergab. Der Lorbeerwald geht langsam in Baumheidewald über und schließlich lichtet sich der Bewuchs: hier genießt du die Aussicht auf die rechts liegende Schlucht Los Cochinos und auf den angrenzenden üppigen Wald, der früher auch zur Gewinnung von Kohle genutzt wurde. (Wenn du ganz genau auf den Bergrücken schaust, kannst du den windschiefen Barbuzano vom Hinweg erkennen.) Jetzt sind auch wieder typische Vertreter des thermophilen Buschwaldes zu entdecken. Zum Beispiel Kanaren-Erdbeerbäume, die durch ihren glatten, rötlichen Stäme gut zu erkennen sind.

Ein Versammlungsort der Guanchen im Tenogebirge von Teneriffa

Wieder auf schmalem Pfad...

Meerfenchen direkt am Meer

gibt es Teno-Weitblick...

und Baumhighlights.

Die Ruinen von Las Moradas

Der Weg wechselt wieder zu einem Steinpflasterbelag, es geht weiter Richtung Küste und du erreichst die Gehöfte von Las Moradas – zuerst die beiden kaum noch zu erkennenden Gebäude von Moradas de Arriba und wenig später die vier Gebäude von Moradas de Abajo, hinter denen sich sich ein markanter, hoher Bergrücken erhebt.

Ein Versammlungsort der Guanchen im Tenogebirge von Teneriffa

Der Pfad mit Küstenblick...

Meerfenchen direkt am Meer

bringt dich zu den...

Ruinen von Las Moradas.

Wie die Ansiedlungen bei den Cuevas Negras, sind auch diese traditionellen kanarischen Landhäuser verlassen. Die Dächer sind teils oder komplett eingestürzt, einzig die Fassaden und einige Zwischenwände stehen noch. Auch in diesem Gebiet wurde Landwirtschaft betrieben, ergänzt durch Viehzucht und Waldnutzung. Die terrassierten Felder sind allerdings hier beim Abstieg nicht so gut zu erkennen wie auf dem Hinweg bergauf. Drehst du dich aber einmal um, wirst du sie gut sehen können. Außerdem kannst du verwildertes Getreide entdecken.

Der Name Las Moradas soll sich von den naheliegenden Höhlen ableiten, in denen früher Guanchen lebten (las moradas de cuevas bedeutet übersetzt Höhlenwohnungen). Der Camino, der Las Moradas mit Los Silos verbindet, stammt aus dem Ende des 19. Jahrhunderts und wurde von den Stadtbewohnern für Ausflüge zum Berg genutzt.

Weiter geht es: mit dem Blick auf Meer zurück zum Ausgangspunkt nach Los Silos.

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